Wir bilden eine Menschenkette für religiöse Vielfalt in Bielefeld und Paderborn? Was soll das?

Der Islam gehört zu Deutschland? Welcher Islam soll damit gemeint sein? Die Terroristen von Paris beriefen sich auf den Islam, sie haben den Islam missbraucht, das Gleiche gilt für den 11. September in den USA, die Anschläge von Bali, Madrid, London und den Aufruhr wegen der dänischen Karikaturen. Die Terrororganisationen Islamischer Staat, Hamas, Hisbollah, El Kaida, Taliban, Boko Haram, Al Shabaab und die Muslimbrüder, sie alle berufen sich auf den Islam. Alle diese Gewalttäter haben nichts mit dem Islam zu tun? Doch!

5 Millionen Muslime leben in Deutschland. Frau Bundeskanzlerin Merkel und der ehemalige Bundespräsident Christian Wulff erklären allein aus diesem Grunde darum völlig zu Recht, dass „der Islam zu Deutschland gehört“. Man kann das gut oder schlecht finden, es ist einfach so, es werden in Zukunft auch noch deutlich mehr werden, Muslime bekommen nämlich die meisten Kinder in Deutschland, eine signifikante Gruppe von Menschen also, die dieser Religion in ihren verschiedenen Gruppierungen, hauptsächlich Sunniten und Aleviten, aber auch vielen anderen, angehören und sich ihrem jeweiligen Weltbild verpflichtet fühlen. Diese Normalität des Islam in Deutschland bedeutet aber auch, dass sich unsere Gesellschaft und damit auch alle politischen Gruppierungen mit ihm wie mit jeder anderen Religion und Ideologie auseinanderzusetzen hat. Warum die Furcht der Pegida vor einer zunehmenden Islamisierung und der darin enthaltene Wunsch nach der Bewahrung einer freiheitlichen und säkularen Gesellschaft eine „Schande für Deutschland“ sein soll, ist das Geheimnis führender Regierungsvertreter. Aber so einfach ist das alles nicht.
Historisch betrachtet ist unser deutsches Grundgesetz als Werteordnung eindeutig christliche geprägt. Natürlich hat es auch beachtliche Anteile säkular-humanistischer Ideen und Vorstellungen, besonders der Aufklärung. Diese unsere Werteordnung muss auch von Religionsgemeinschaften, die in Deutschland auftreten, beachtet werden. Ein Bestandteil dieser Werteordnung ist eben auch die Religionsfreiheit. Glaubensgemeinschaften haben das Recht, ihre Angelegenheiten selbst zu regeln und ohne staatliche Einwirkung ihr Leben zu gestalten – allerdings im Rahmen des für alle geltenden Gesetzes.
Warum nun also „für eine religiöse Vielfalt“ demonstrieren? Gemeint ist nicht eine durch das Grundgesetz geschützte „religiöse Vielfalt“, gemeint ist Pegida, gemeint sind Menschen, die sich sorgen, zu bedenken geben, sich mit etwas auseinandersetzen wollen. Das will aber in OWL niemand.
Wie vor einigen Tagen in Bielefeld, sind nun am kommenden Montag auch Menschen in und um Paderborn eingeladen, eine “Menschenkette für religiöse Vielfalt“ nun in Paderborn zu bilden. Paderborn soll sich „bunt“ darstellen. Eine Demonstration engagierter Bürger findet in Paderborn leider sehr selten statt, dabei gibt es Vieles, für das es sich lohnt, auch auf der Straße eine Debatte zu führen. An dieser “Menschenkette für religiöse Vielfalt“ aber kann und will ich als AfD Vertreter nicht teilnehmen, denn diese Demo banalisiert und versteht sich im Kern als Antwort auf Pegida. Diese kritischen Menschen in der Pegida Bewegung aber sind auch eine Chance für die Demokratie. Ich möchte nicht, dass Pegida das Recht abgesprochen wird zu demonstrieren. Das ist ein Grundrecht!!! Das Demonstrationsrecht ist ein wesentlicher Bestandteil unseres Demokratieverständnisses.
Mit Menschenketten und Mahnwachen bekämpft man keinen Islamismus, so der unter Polizeischutz lebende Islamwissenschaftler Mouhanad Khorchide, der die Haltung vieler Muslime nach den Anschlägen von Paris kritisierte. In der islamischen Welt werden Terroristen wie jene von Paris weithin als Märtyrer gefeiert. Wer sagt, Salafismus hat nichts mit dem Islam zu tun, der verdrängt das Problem. Unsere pluralistische Gesellschaft täte gut daran, die Muslime nicht in der Lebenslüge zu bestärken, dass zwischen Islam und Islamismus keinerlei Zusammenhang bestehe.
Es braucht eine öffentliche Debatte, und zwar ohne jede Gutmenschenpolemik. An dieser unreflektierten sonntagspredigt ähnlichen Aktion einer „Menschenkette für religiöse Vielfalt“ kann ich als AfD Vertreter auch nicht teilnehmen, weil es zumindest in unserer Öffentlichkeit keine Debatte über die Dynamik und Pathologie der ideologischen und politischen Entwicklungen in der islamischen Welt gegeben hat, kaum jemand war an einer genaueren Betrachtung ernsthaft interessiert. Alle Terroranschläge in der ganzen Welt, Religiöser Fanatismus, Gewaltkultur, Radikalisierung und Anti-Okzidentialismus in migrantischen Milieus wurden immer nur als Reaktion auf angebliche Ausgrenzungserfahrungen betrachtet. „Zeigt sich so nicht eher auf eine perverse Art ein paternalistischer Gutmenschenrassismus?“ Ist aus dem Objekt füherer Kolonialjahre nicht heute ein Subjekt des globalen Handelns geworden? Der Islamismus ist in Riad, Kairo und Islamabad entstanden. Er ist ein ideologisches Kind der Modernisierungskonflikte der islamischen Welt selbst (nach Ernst Hillebrand, Friedrich-Ebert-Stiftung).
Menschen muslimischen Glaubens, die deutsche Werte und die hiesige Rechtsordnung achteten, sind natürlich Teil unserer Gesellschaft, so wie Menschen aller anderen Glaubensrichtungen entsprechend unserem Grundgesetz auch. Religiöse Zugehörigkeit ist die Privatangelegenheit der Bürger unseres Staates.
Islamistische Vorstellungen aber gehören ganz eindeutig nicht zu Deutschland, gehören nicht zur „Menschenkette für religiöse Vielfalt“: dazu zähle ich Frauenrechte, das islamische Recht mit der Rechtfertigung der Gewaltanwendung über unserem Grundgesetz stehend, den Alleinstellungsanspruch des Islams, die Religionsfreiheit u.a.
Sich darauf in der überwiegenden öffentlichen Darstellung zu beschränken, hier bei uns lebt der gute Islam, so einfach ist die Sache auch in Paderborn nicht. Glaubt jemand wirklich, dass die Missstände, die Sarrazin und Buschkowsky auch die Richterin Heisig und andere beklagten, behoben sind?